Mindful Makers

Ein Interview mit Erika Eklundh, Gründerin von Gnista Spirits

Interview Mindful Makers

Seit 2021 haben wir das Privileg und die große Freude, mit Erika Eklundh und ihren einzigartigen Kreationen von Gnista Spirits aus dem Süden von Schweden zusammenzuarbeiten. Erika war eine unserer ersten Partnerinnen und hat uns von Anfang an nicht nur inspiriert, sondern auch unterstützt. In unserem Mindful Makers Interview teilt sie Einblicke in die Entstehungsgeschichte von Gnista, ihren Ansatz bei der Herstellung komplexer alkoholfreier Getränke und gibt einen Einblick in das, was als Nächstes kommt.

„Mein Ausgangspunkt ist immer die Küche. Jedes Gnista-Produkt wird wie ein gutes Gericht komponiert und ausbalanciert, wobei jede Zutat eine wichtige Rolle spielt – sei es für die Säure, das Mundgefühl oder die Aromenvielfalt.“ — Erika Eklundh

Deine persönliche Reise & die Vision hinter Gnista

Gnista bedeutet “Funke” auf Schwedisch – was war der Funke, der Dich dazu gebracht hat, Gnista zu gründen?

Mein Antrieb war schon immer, Dinge zu verbessern und neue Wege zu gehen. Ich bin ein kreativer, zielstrebiger Mensch, und immer in Bewegung. Essen und Kochen waren schon immer meine größten Leidenschaften, deshalb war es naheliegend, in diesem Bereich zu arbeiten.

Als 2015 Seedlip auf den Markt kam, arbeitete ich bereits an einem anderen Getränk für Erwachsene. Ich bestellte natürlich eine Flasche, um es auszuprobieren. Als dann mehrere ‘Me-too’-Marken folgten, die ‘destillierte, alkoholfreie Gins’ angeboten haben, änderten sich meine Pläne.

Keine der frühen alkoholfreien Spirituosen ähnelte einer echten Spirituose – jenen herausfordernden, komplexen Flüssigkeiten mit Biss, Tiefe und einer intensiven, anhaltenden Wahrnehmung. Diese ersten Marken versuchten nicht, edle Spirituosen nachzubilden, sondern sprachen vor allem ein Wellness-Publikum an, das nach botanischen, kalorienfreien Alternativen suchte.

Sie waren bewusst mild, kräuterbetont und sollten vor allem leicht und natürlich ohne Kalorien sein. Ein wenig wie „alkoholfreie Spirituosen für Einsteige:innenr“ – für Menschen, die Gesundheit in den Vordergrund stellen und endlich einen guten Grund gefunden hatten, den Alkohol wegzulassen, ohne dadurch gesellschaftlich aus dem Rahmen zu fallen.

Ich sah das etwas anders. Ich wusste, dass es eine große – und wachsende – Gruppe von Menschen gibt, denen es vor allem um das Geschmackserlebnis geht. Menschen, die es lieben, zu feiern und mit Freund:innen bei Cocktails zusammenzukommen, aber dabei keinen Alkohol trinken möchten – sei es für eine Nacht oder für immer. Es gibt so viele Gründe, keinen Alkohol zu trinken, weit über Schwangerschaft oder Religion hinaus.

Im Zentrum dieses Wandels standen Bartender:innen und Mixolog:innen, die eine wachsende Nachfrage nach großartigen alkoholfreien Cocktails erlebten. Gnista entstand aus der Überzeugung, dass diese Menschen Besseres verdient haben – und aus meinem Antrieb, den Status quo dessen, was eine „echte Spirituose“ ausmacht, herauszufordern.

Deine Produkte sind keine Kopien alkoholischer Getränke, sondern eigenständige Kreationen. Was treibt dich an, völlig neue Geschmackserlebnisse zu entwickeln?

Die Logik hinter jedem meiner Produkte (Floral Wormwood als Wermut-Alternative 2019, Barreled Oak als Whisky/Rum-Alternative 2020, unsere Red Not-Wines 2022 und Pink Ginista 2024) ist immer dieselbe: Statt zu kopieren, versuche ich zu verstehen, was das Wesentliche eines besonderen Genusserlebnisses ausmacht. Bei Rotwein ist das zum Beispiel nicht nur die vergorene Traube – es sind die Tannine, die Körperhaftigkeit, die Würze, die Frische und die Komplexität, die ihn perfekt mit Essen harmonieren oder auch für sich stehen lassen. Das ist meine Grundlage.

Der Versuch, alkoholische Klassiker zu imitieren, führt nur zu schlechten Kopien. Alkohol selbst ist ein magischer Geschmacks- und Texturverstärker, und ihn einfach zu entfernen, lässt das Getränk oft seelenlos erscheinen.

Die Kunst des Blendings & aromatische Komplexität

Du arbeitest mit einem Blending-Verfahren für sowohl deine Spirituosen als auch die Reds. Kannst du erklären, was das bedeutet und warum du diesen Ansatz gewählt hast?

Mein Ausgangspunkt ist immer die Küche. Jedes Gnista-Produkt wird wie ein gutes Gericht komponiert und ausbalanciert, wobei jede Zutat eine wichtige Rolle spielt – sei es für die Säure, das Mundgefühl oder die Aromenvielfalt.

Was macht für dich ein wirklich komplexes, tiefes Geschmacksprofil aus? Wie findest du die perfekte Balance?

Die sorgfältige Auswahl der Zutaten ist entscheidend! Besonders wichtig ist Säure, um einen kräftigen, mitunter herausfordernden Geschmack zu erzeugen, den auch Menschen schätzen, die Alkohol gewohnt sind. Es gibt viele verschiedene Arten von Säure – zum Beispiel enthält Rhabarber, den ich als Basis für meine Spirituosen verwende, Oxalsäure, die zusätzlich eine perfekte Schärfe hinzufügt.

Gibt es eine besondere Zutat oder Technik, die alle deine Kreationen verbindet? Hast du eine Lieblingszutat?

Alle Gnista-Produkte werden nach einem ähnlichen Verfahren hergestellt, aber mit unterschiedlichen Zutaten. Meine Lieblingskombination ist das Trio aus Ingwer, Single-Estate-Schwarzem Pfeffer (wir verwenden eine blumige Sorte aus Vietnam) und Habanero – sie erzeugen alle auf unterschiedliche Weise ein wärmendes Gefühl und ergänzen sich hervorragend.

Produktion & ein paar spannende Fakten

Wie aufwendig ist die Herstellung von einer Charge Gnista? Wie viele Zutaten sind zum Beispiel in einer Flasche Floral Wormwood?

Floral Wormwood enthält 19 verschiedene Zutaten (Wasser nicht mitgezählt). Alles wird von Hand gemacht! Gestern zum Beispiel habe ich 30 Kilo Orangen geschält, um nur die Schalen für einen Extrakt zu nutzen.

Wie groß ist ein typisches Batch?

Das erwähnte 30-Kilo-Orangen-Batch ergibt etwa 8.000 Flaschen. Unsere Batch-Größen variieren zwischen 4.000 und 13.000 Flaschen, wobei wir den Red Italian Style in der größten Menge produzieren.

Mindful Drinking & die Zukunft der Branche

Was macht für Dich ein wirklich herausragendes alkoholfreies Produkt aus?

Etwas Komplexes, das weder zu süß noch zu mild ist. Ich mag es, wenn ein Getränk Herausforderungen bietet!

Was wünschst Du Dir für die Zukunft von Gnista und die gesamte Branche?

Mehr Vielfalt bei alkoholfreien Drinks, aber mit weiterhin hoher Qualität.

Und zuletzt: Was gibt es Neues im Gnista Hauptqaurtier? Kannst Du verraten, was Ihr für 2025 geplant habt?

Eine neue, hoffentlich großartige Zusammenarbeit mit meinem Bruder! Noch streng geheim, aber es wird nichts Rotes…

Wir danken Erika von Herzen für Ihre Zeit und freuen uns natürlich schon sehr auf die neue alkoholfreie Spezialität aus dem Hause Gnista!

Mehr Einblicke in die Welt unserer Produzent:innen sowie weiterer inspirierender Menschen, die sich für eine inklusive Trinkkultur stark machen, findest Du regelmäßig hier in unserer Mindful Makers Serie!